Melde dich jetzt für die nächste Infoveranstaltung an.

Jetzt anmelden
Fragen Sie mich!
Andrea Merki
Was möchten Sie zum Studium wissen? Ich bin gern für Sie da - und telefonisch oder per E-Mail erreichbar.
19. März 2021 | Bildungszentrum Luzern

Der Lebenslauf: Die 43 alles entscheidenden Sekunden

BZLU-Dozent Fabian Emmenegger hat den Studierenden in seinem Input-Referat über Lebensläufe sehr viel Handfestes und Nützliches vermittelt – umso wichtiger ist dies, gerade weil es in der Realität zuweilen auch Frustrationspotential gibt.

Da sitzt man Stunden da und überlegt sich, was ins CV soll, wie man es am schönsten darstellt, welche Unterlagen man der Bewerbung beifügt und wie man sich im Motivationsschreiben am vorteilhaftesten präsentiert.

Und dann das. Die Würfel fallen nach durchschnittlich 43 Sekunden. So lange nehmen sich HR-Leute gemäss Studien pro CV Zeit. Diese Zeit ist entscheidend dafür, ob man zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Oder eben nicht.

Für die Berufserfahrung verwenden HR-Fachpersonen immerhin 22 dieser 43 Sekunden; sie interessiert am meisten. Danach kommen in absteigender Reihenfolge die Ausbildung, die Soft Skills und das Foto. Für das Foto bleiben dann noch mickrige zwei Sekunden.

Es gilt also, den schmalen Grat zu finden zwischen Auffallen, Hervorstechen und als allzu buntee Bewerbung aussortiert werden. Fabian Emmenegger gab dazu konkrete Ratschläge und beantwortete anschliessend noch eine ganze Reihe Fragen aus dem Plenum.

Hier die wichtigsten Aussagen von Fabian Emmenegger:

Das CV soll den Charakter abbilden, die Persönlichkeit, vielleicht auch Auffälligkeiten zeigen. Andererseits sollte man auch Klarheit schaffen, eine schnelle Orientierung ermöglichen, Transparenz schaffen. Wer bin ich, was habe ich für einen Hintergrund, was kann ich einbringen?

Beides muss erfüllt sein. Wenn ich nur informiere, reicht das nicht. Wenn ich nur mich darstelle, reicht das auch nicht. Ich muss die Information zur Verfügung stellen, die die rekrutierende Person braucht.

Man muss das CV so gestalten, dass man es sehr schnell verstehen kann.

Der Lebenslauf absorbiert ca. 70% der Aufmerksamkeit, die unsere Bewerbungsunterlagen erhalten. 10% bekommen die Zeugnisse und 20% das Motivationsschreiben. Es ist dennoch ein Paket. Es sollte aus maximal drei, vier Dokumenten bestehen, die gut und informativ angeschrieben sind: CV, Zeugnisse, Motivationsschreiben. Das erleichtert auch die interne Arbeit mit einer Bewerbung.

Am Anfang eines Bewerbungsprozesses sind die Fähigkeiten relevanter, da bekommt die fachliche Kompetenz viel mehr Aufmerksamkeit. Je länger der Prozess dauert, desto relevanter wird die Persönlichkeit, die „Chemie“. Das bedeutet, dass ich am Anfang mit meiner fachlichen Kompetenz überzeugen muss.
 

Formales:
Der Lebenslauf muss einfach zu lesen sein, klar strukturiert.
Lesbare Schrift, bitte keine verschnörkelte Charakterschrift.
Innerhalb der Abschnitte chronologisch ordnen, das Aktuellste zuoberst.
Rechtschreibung. Wenns Fehler hat, denkt man, die Person arbeite nicht sauber. Genauso wichtig wie die Rechtschreibung ist aber auch eine konsistente Formatierung.

Inhaltliches:
Transparenz! Wenn man etwas verbirgt und den Job (dadurch) bekommt, stellt sich das in der Realität schnell heraus. In dieser Situation will niemand sein. Deshalb muss der Lebenslauf vollständig sein und Transparenz herstellen.

Es gibt bessere und schlechtere Elemente in Lebensläufen. Gut ist,
wenn man die Struktur sofort sieht
wenn man das Wesentliche sofort sieht
wenn man grafische Elemente verwendet
wenn er sinnvoll gewichtet ist
wenn man einige Hauptaufgaben pro Funktion sehr rasch sieht. Regel: Je aktueller oder aber auch je relevanter die Erfahrung für die ausgeschriebene Stelle ist, desto mehr Hauptaufgaben erwähnen.

Es lohnt sich, Zeit in ein CV zu investieren, weil man es (mehr oder weniger) unverändert immer wieder verwenden kann.

Was muss rein?

Kontaktdaten
Foto
(in der Schweiz – in Amerika eher nicht). Ein professionelles Bild, keine Ferienföteli, keine Selfies. Was soll man auf dem Foto für Kleider tragen? Wie für ein Vorstellungsgespräch – einen Tick besser, als wenn Sie „normal“ arbeiten gehen würden.
Persönliche Daten (inkl. Nationalität und allenfalls Arbeitsbewilligung)
Braucht es ein Profil? Wenn, dann kurz, drei, vier Sätze: Was sind Ihre Ziele, was ist Ihre Motivation, was treibt Sie an? Das Profil muss einen Mehrwert bieten und gut formuliert sein.
Aus- und Weiterbildung
Arbeitserfahrung
: Genaue Zeiten inkl. Monatsangaben, dazu Hauptaufgaben.
Computerkenntnisse. Das wird sehr oft für Standard gehalten, aber auch hier soll man sagen, wenn man etwas besonders gut kann.
Hobbys. Auch das gehört zur Transparenz. Ausserdem helfen solche Angaben dem Recruiter, ins Gespräch einzusteigen.
Referenzen (immer auf Anfrage)
Kündigungsfrist
Und das alles auf möglichst nicht mehr als zwei Seiten.

Gedanken zum Motivationsschreiben:
Ein gutes Motivationsschreiben ist kurz, vielleicht 1/3 Seite.
Es ist nicht identisch mit dem Lebenslauf. Der Lebenslauf ist stabil, das Motivationsschreiben ist auf die ausgeschriebene Stelle ausgerichtet und nimmt konkret Bezug darauf.
Layout gleich wie Lebenslauf.
Eigene Sprache, nicht von jemand anderem schreiben lassen.

Bewährte Struktur: Drei Teile:
- Bezug nehmen zur Firma, was spricht Sie an
- Wer bin ich? Besonderes hervorheben, was kann ich der Firma bringen
- Wie kommen wir in Kontakt (eine höfliche Aufforderung).

Download Checkliste

QA mit den Studierenden:

Wie ist das mit Doppelnationalität? Soll man da nur Schweiz schreiben?
Nein, das wäre intransparent, weil die Doppelnationalität ja ein Teil von Ihnen ist. Einen Job, wo das ein Problem wäre, wollen Sie vermutlich gar nicht.

Was ist mit Lücken im CV? Soll man die erwähnen?
Ich finde schon. Auch das ist ein Teil von Ihnen. Wenn es eine Reise war, dann haben Sie ja auch Erfahrungen gesammelt. Wenn Sie arbeitslos waren, haben Sie sich vielleicht weitergebildet –oder ehrenamtlich engagiert.

Darf man nachfragen, wenn man eine Absage bekommt?
Das ist legitim, aber manchmal leider auch nicht sehr hilfreich, weil auch am Telefon keine klareren Antworten kommen.

Darf man nachhaken, wenn man eine Bewerbung geschickt hat und lang nichts hört?
Wenn man keinen Grund hat für so eine Nachfrage, dann ist sie für die rekrutierende Seite eher nervig. Man muss sich vorstellen, dass dort Dutzende Bewerbungen eingegangen sind. Deshalb gilt: Anrufen ist auf jeden Fall erlaubt, aber es braucht auch einen guten, inhaltlichen Aufhänger.

Wie erfolgreich sind Spontanbewerbungen?
Das kommt auf die Nähe an: Eine Blindbewerbung an info@ ist selten erfolgreich. Wenn man aber jemanden kennen gelernt hat und eine Qualifikation mitbringt, von der man berechtigt annehmen kann, dass sie der Firma nützt, kann und soll man das durchaus probieren.

Was halten Sie von LinkedIn-QR-Codes im Lebenslauf?
Wenn man ein sauberes LinkedIn-Profil hat, kann das sinnvoll sein. Oft schauen die Recruiter auch von selber dort drauf. Empfehlungen von Social Media direkt in die Bewerbung kopieren empfiehlt sich eher nicht.

Weshalb schreibt man bei Referenzen immer „auf Anfrage“?
Wenn man das nicht macht, gibt man der rekrutierenden Person die Erlaubnis, dort anzurufen. Meistens möchte man die Referenzperson aber kurz vorher informieren.

Gehören Erfolge und berufliche Kompetenzen nicht auch in das CV?
Wenn es um Erfolge geht, die den neuen Job direkt betreffen, dann schon. Zum Beispiel als Projekte, die man geleitet hat, oder im Verkauf Umsätze, die man verantwortet. Dabei aber immer darauf achten, dass das Dokument übersichtlich bleibt.

Passend dazu: